EZB kritisiert zu geringen Fortschritt der Banken bei Klimarisiken
22. März 2022
Der niederländische Bankensaufseher Frank Elderson (EZB-Direktor und Vizechef der EZB-Bankenaufsicht) kritisierte im Rahmen einer Keynote Speech am 14. März die aus seiner Sicht unzureichende Informationspolitik großer europäischer Banken bzgl. der Klimarisiken. Er anerkannte zwar Fortschritte, gleichzeitig bezeichnete er die Verbesserungen jedoch als marginal (https://www.handelsblatt.com/finanzen/banken-versicherungen/banken/klimawandel-ezb-aufseher-kritisiert-informationspolitik-der-banken-zu-klimarisiken/28161092.html).
Elderson ist bereits in der Vergangenheit mehrfach durch scharfe Kritik an der aus seiner Sicht unzureichenden Klimapolitik der Banken aufgefallen und hat dabei auch die Diskussion um stärkere Kapitalanforderungen als Folge der Klimarisiken ins Spiel gebracht. Bereits 2021 forderte er „Banken der Euro-Zone müssen ihre Kapazitäten zum Umgang mit Klima- und Umweltrisiken drastisch verbessern“.
Wo liegen konkret seine Kritikpunkte:
- Aus Sicht der Aufsicht ist der Fortschritt der Europäischen Großbanken seit der ersten Beurteilung der Klimarisiken im November 2020 nur marginal.
- Die Vorgaben aus dem ECB-Guide zu klimabezogenen Risiken (Guide on climate-related and environmental risks) werden nach wie vor nicht ausreichend berücksichtigt. Laut Elderson hat keine der 115 durch die ECB beaufsichtigten Banken die Erwartungen erfüllt.
- Darüber hinaus wirft der Aufseher den Banken vor, dass sie von ihrer niedrigen Qualität bei der Offenlegung der Klimarisiken durch viele allgemeine Veröffentlichungen über grüne Themen ablenken wollen.
- Die Aufsicht erwarte einen größeren Beitrag zu einer CO2-neutralen Ökonomie durch ein klimaorientiertes Risikomanagement der Banken.
- Elderson vermisst in den Offenlegungsberichten der Banken konkrete Details über die Anpassungen der Risikometrik sowie Klimaziele durch die deutlich wird, dass die Kredit- und Investmentpolitik sich am Pariser Abkommen orientiert. Als positives Beispiel führt Elderson eine Bank an, die sich das konkrete Ziel gesetzt hat, bis 2050 ein Kreditportfolio mit einer Netto Null-Emission zu erreichen.
Die ECB hat den Banken unter ihrer Aufsicht individuelle Feedbackbriefe gesendet und erwartet bei ihrer nächsten Prüfung Ende 2022 substantielle Fortschritte.
Insgesamt erscheint die Kritik überzogen, da auch berücksichtigt werden muss, dass auch die Aufsicht eindeutige Vorgaben in vielen Bereichen vermissen läßt. Zudem sollten auch Initiativen wie die Net Zero Banking Alliance Germany anerkannt werden. Commerzbank, Deutsche Bank, BNP Paribas, DKB, DZ Bank, ING, LBBW und Umweltbank haben sich zu dieser Initiative zusammengeschlossen und zu klimaneutralen Investment- und Kreditportfolios bis 2050 verpflichtet.
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