Weltklimarat zeigt im aktuellen Bericht Investitionslücken auf, um Klimawandel einzudämmen
Der Weltklimarat hat Anfang April den sechsten Klimabericht veröffentlich und gibt die Mahnung ab, sehr zeitnah aktiv zu werden, um die globale Erwärmung zu verringern – Auch bei der Finanzierung.
Das Halten des 1,5-Grad-Zieles im menschengemachten Klimawandel ist noch möglich, so der Bericht, allerdings nur wenn die Treibhausemissionen nur noch in den kommenden drei Jahren bis 2025 steigen und sich dann nahezu halbieren (43%) bis ins Jahr 2030. Im ersten Teilbericht ist, laut Weltklimarat (International Panel on Climate Change, IPCC), die Spannbreite der Erderwärmung bis Jahrhundertende von 1,4 – 4,4 Grad möglich, abhängig von den Aktivitäten, die unternommen werden, um der Erhitzung der Erde entgegenzuwirken. Die globale Temperatur würde sich stabilisieren, so der Weltklimarat, wenn der CO₂ -Ausstoß auf null sinkt. Für eine Erderwärmung von höchstens zwei Grad ist die Voraussetzung, dass ein weltweiter Ausstoß von 0 Prozent Kohlendioxid bis Anfang 2070 erreicht wird.
Der Ausstieg aus der Verfeuerung fossiler Energien hin zu erneuerbaren Energien oder Kernkraft, sind kraftvolle Möglichkeiten. Weitere Maßnahmen sind das Begrünen von Städten und die Nutzung von nachhaltiger Energie sowie die Subventionierung von Elektrofahrzeugen. Mit Hilfe von mehr Grünflächen kann das CO₂ aus der Luft gefiltert und gespeichert werden. Ein Umrüsten von bisherigen Produktionsverfahren in fast allen Branchen und der Einsatz neuer technologischer Lösungen können weitere Möglichkeiten im Kampf gegen den Klimawandel sein.
Diese Maßnahmen erfordern allerdings finanzielle Grundlagen. Eine Kritik, die im Bericht des IPCC deutlich wird: der Kapitalfluss muss drei- bis sechsmal höher sein, um die Erwärmung auf unter zwei Grad zu begrenzen. Für die Bekämpfung des Klimawandels bzw. zur Anpassung an dessen Folgen, sind laut Europäischer Investitionsbank zusätzliche jährliche Investitionen von 180-270 Mrd. Euro erforderlich. Im Bericht wird appelliert, dass ausreichend globales Kapital und Liquidität von Regierungen und der internationalen Gemeinschaft, einschließlich des öffentlichen Sektors, der Finanzwelt und der Politik kommen muss, um die Investitionslücken zu schließen.
Betrachtet man in diesem Zusammenhang, die im März veröffentlichte Kritik der EZB, dass die Banken bei dem aktuellen Klima-Stresstest nur spärlich ihre Rückmeldungen übermitteln, wird nochmals deutlich, dass Banken bei dem Thema Klimawandel noch Nachholbedarf haben.
Im Mai letzten Jahres veröffentlichte die Europäische Bankenaufsicht (EBA) ihre erste Schätzung hinsichtlich der Kennzahl der ökologisch nachhaltigen Kredite anhand EU-Taxonomie in den Portfolios der Banken, die etwa die Hälfte der Bankaktiva der Europäischen Union ausmachen. Der KPI-Wert der Green Asset Ratio fällt mit 7,9 Prozent äußerst mager aus und ist in Betrachtung der Mahnung des Weltklimarates alarmierend. Die Green Asset Ratio soll Ende 2022 eingeführt werden und gibt Anlass zu Diskussionen.
Eine Umfrage unter rund 20 europäischen Großbanken ergab, dass die Finanzierer auf die Kennzahlen der Kunden angewiesen sind. Viele Unternehmen werden diese jedoch nicht herausgeben. Insbesondere da Banken bereits Klimarisiken in ihren Portfolios haben, diese aber nicht wie Bonitätsrisiken in ihrem System berücksichtigen, müssten Klimaszenarien ebenso wie Kreditausfallwahrscheinlichkeiten kalkuliert und berücksichtigt werden.
Zum einen um gegen die Risiken von der fast uneinheitlichen Erderwärmung finanziell und wirtschaftlich gewappnet zu sein, zum anderen aber auch um die eigenen Bankaktiva grüner zu positionieren und ökologisch und wirtschaftlich nachhaltig zu sein.
Über die Autorin:
Romina Stuhrmann ist seit 2021 Consultant der CURENTIS AG und verfügt über umfangreiche Projekterfahrung aus Großbanken. Sie hat sich auf die Bereiche Know-Your-Costumer (KYC) und Sustainable Finance spezialisiert.