Ukraine Krise: Was würde eine SWIFT Sanktion Russlands bedeuten?
Der Ausschluss Russlands aus dem SWIFTNet hätte weitreichende Folgen für Russland und Europa. CURENTIS beschreibt die Bedeutung von SWIFTNet und betrachtet, welche konkreten Auswirkungen insbesondere den Banken drohen.
Das SWIFTNet System ist ein von der Society for Worldwide Interbank Financial Telecommunicaton bereitgestelltes System für internationalen Austausch von Informationen zwischen Banken.
SWIFTNet wird von über 11.000 Banken weltweit genutzt und garantiert einen sicheren und schnellen Ablauf der Interbankenkommunikation. In diesem Zuge wird SWIFTNet für die Abwicklung von internationalen Zahlungen genutzt, indem es die nötigen Informationen zu den Transaktionen verschickt. Die Society for Worldwide Interbank Financial Telecommunication ist eine Genossenschaft mehrerer Banken und steht unter europäischem Recht.
Für das tägliche Bankgeschäft hätte der Ausschluss russischer Banken aus dem SWIFTNet erhebliche Auswirkungen:
- Durch diese Maßnahme käme der Zahlungsverkehr mit Russland unmittelbar zum Erliegen. Zahlungen von Privatpersonen, Firmen und Banken an oder aus Russland könnten nicht mehr ausgeführt werden.
- In den Zahlungsverkehrsabteilungen europäischer Banken, gäbe es viele Rückgaben von Zahlungen nach Russland vor der Ausführung. Zahlungen aus Russland könnten nicht mehr eintreffen.
- Die russische Notenbank arbeitet bereits an einer Alternative zu SWIFT. Das System heißt „System for Transfer of Financial Messages“ (SPFS). Es ist jedoch davon auszugehen, dass dieses System noch lange nicht in der Lage ist SWIFT zu ersetzen und Russland wird hierfür auf die Kooperation mit China angewiesen sein. Eventuell könnte es dennoch Absprachen mit Korrespondenzbanken oder Banken, die an das SFPS System angeschlossen sind, geben, um Zahlungen aus Russland zu verbuchen und Zahlungen nach Russland zu tätigen. Dieser Prozess würde aber einige Wochen in Anspruch nehmen. Zahlungen, die bisher nicht geleistet worden sind, müssten dann nachgeholt werden. Das würde einen hohen Aufwand für die Bank sowohl kapazitiv als auch monetär bedeuten, denn das SFPS System ist langsamer und teurer als SWIFTNet.
Fraglich bleibt, ob es sich für europäische Banken lohnt eine Alternative zu SWIFTNet für den Zahlungsverkehr mit Russland zu suchen, die teurer und langsamer ist und eventuell nur für einen bestimmten Zeitraum benötigt wird. Für alle europäischen Banken, die Forderungen an russische Firmen oder Banken haben, immerhin sind das insgesamt 56 Milliarden EURO, wäre eine Alternativlösung für den russischen Zahlungsverkehr wahrscheinlich unabdingbar, wenn man die ausstehend Forderungen nicht abschreiben möchte.
Der ehemalige russische Finanzminister Alexej Kudrin sagte vor ein paar Jahren im Zuge der Annexion der Krim, dass ein Ausschluss Russlands aus dem SWIFTNet ein Einbrechen der russischen Wirtschaft um fünf Prozent zur Folge hätte.
Die fünf Prozent sind vermutlich noch eine optimistische Schätzung. Die Erfahrung mit dem SWIFT-Ausschluss des Iran zeigen, dass die wirtschaftlichen Auswirkungen massiv sind. Diese treffen aber nicht nur Russland, sondern auch Europa und in Russland engagierte Banken.