Geldwäscheprävention in der Versicherungsbranche – Unterschätztes Risiko mit Handlungsbedarf
Die Versicherungsbranche steht wie kaum eine andere im Spannungsfeld zwischen wachsender Regulatorik und der Notwendigkeit, agile Geschäftsmodelle zu entwickeln. Während Banken und Kapitalmarktakteure im Zentrum der AML-Diskussionen stehen, wird das Potenzial für Geldwäsche und Finanzkriminalität im Versicherungssektor häufig unterschätzt. Die Realität zeigt jedoch, dass Versicherungsunternehmen, insbesondere durch bestimmte Produkte und Transaktionen, erheblichen Risiken ausgesetzt sind, die gezielte Maßnahmen zur Geldwäscheprävention erforderlich machen[1].
Das unterschätzte Risiko
Obwohl Versicherungsunternehmen traditionell als wenig risikobehaftet gelten, zeigen Statistiken und Erfahrungen der letzten Jahre ein anderes Bild: Mehr als die Hälfte der Unternehmen war laut PwC von Finanzkriminalität betroffen, wobei Geldwäsche einen wesentlichen Anteil ausmacht. Internationale Aufsichtsbehörden wie die FATF sowie die BaFin haben wiederholt auf diese Problematik hingewiesen.
Gesetzliche Verpflichtungen und zentrale Risikotreiber
Nach §2 Abs.1 Nr.7 GwG sind Versicherungsunternehmen verpflichtet, Sorgfaltspflichten zur Verhinderung von Geldwäsche umzusetzen, wenn sie Lebensversicherungen, Unfallversicherungen mit Prämienrückgewähr, Darlehen oder Kapitalisierungsprodukte anbieten. Gerade diese Sparten weisen signifikantes Missbrauchspotenzial auf, etwa zum „Parken“ von Geld oder als Vehikel für Transaktionen mit erhöhtem Geldwäscherisiko[1].
Betroffene Produkte
- Lebensversicherungen: Häufig Ziel für Geldwäscheaktivitäten wegen hoher Rückkaufswerte und internationaler Flexibilität.
- Unfallversicherungen mit Prämienrückgewähr: Wegen der Möglichkeit, Prämien abzulösen und Kapital freizusetzen.
- Darlehens- und Investitionsgeschäfte: Insbesondere bei Immobiliendeals und Unternehmenskäufen besteht ein strukturelles Risiko, in Geldwäschesysteme einbezogen zu werden.
Sorgfaltspflichten & KYC-Prozesse
Versicherungsunternehmen sind verpflichtet, umfassende KYC-Prozesse („Know Your Customer“) zu implementieren. Diese beinhalten:
- Identifizierung und Überprüfung sämtlicher Kundendaten (natürliche wie juristische Personen)
- Feststellung von wirtschaftlich Berechtigten – besonders entscheidend bei Firmenkunden oder Treuhandkonstruktionen
- Prüfen abweichender Bezugsberechtigter und Sicherstellung eindeutiger Identitätsfeststellungen spätestens bei Auszahlung
- Regelmäßige Aktualisierung von Kundendaten – mindestens alle 15 Jahre, in risikobehafteten Fällen auch häufiger
Die Verantwortung für diese Prüfungen liegt stets beim Versicherungsunternehmen – auch wenn Vermittler dabei unterstützen können.
Besondere Herausforderungen bei Vermittlern und Geschäftspartnern
Die Zusammenarbeit mit Versicherungsvermittlern stellt eine weitere Risikokomponente dar: Auch sie müssen identifiziert und auf Zuverlässigkeit sowie Bonität geprüft werden. Trotz partiell delegierbarer Pflichten bleibt die finale Verantwortung für die ordnungsgemäße Kundendatenprüfung beim Versicherer[1].
Sorgfalt bei Investments und Darlehen
Im Rahmen von Investments und Kreditvergaben sind umfassende Due-Diligence-Prüfungen unerlässlich. Diese umfassen:
- Die wirtschaftlichen Eigentumsverhältnisse bis zu den Endbegünstigten
- Überprüfung auf PEP-Status und Sanktionslisten
- Bonitätsanalyse, Prüfung von Jahresabschlüssen und Zukunftsprognosen
- Vertragliche Risiken und Rechtmäßigkeit von Immobiliengeschäften
Wiederholte Skandale, etwa das Beispiel einer hohen Geldstrafe für Allianz Life Bermuda Limited nach Nichteinhaltung der KYC-Vorgaben, zeigen die praktischen Konsequenzen unzureichender Prozesse: Im schlimmsten Fall drohen hohe Geldbußen, Reputationsverluste und sogar eine Schließung des Unternehmens[1].
Organisatorischer Handlungsbedarf
Um nachhaltig Risiken zu minimieren, empfiehlt die CURENTIS AG:
- Etablierung einer unabhängigen AML- und Due Diligence-Abteilung
- Einführung leistungsfähiger AML-Check-Systeme zur prozesssicheren Erfassung und Überwachung aller relevanten Informationen
- Sensibilisierung und kontinuierliche Schulung aller im KYC-Prozess beteiligten Mitarbeitenden
- Regelmäßige Überprüfung und Anpassung bestehender Prozesse an aktuelle regulatorische Anforderungen
Innovationsvorsprung mit YourKYCplus
CURENTIS bietet mit YourKYCplus eine KI-gestützte Softwarelösung, die Versicherungsunternehmen bei der effizienten und regelkonformen Umsetzung aller KYC- und AML-Anforderungen unterstützt. YourKYCplus automatisiert die Identifizierung und Prüfung von Kunden- und Geschäftspartnerdaten, integriert aktuelle Sanktionslisten, führt die Überwachung wirtschaftlich Berechtigter durch und gewährleistet die laufende Datenaktualisierung. Dabei profitieren Anwender nicht nur von einer Prozessbeschleunigung und einer Reduktion manueller Fehler, sondern auch von einer dokumentierten und revisionssicheren Erfüllung ihrer regulatorischen Pflichten.
Fazit
Die Versicherungsbranche kann sich der Bedeutung wirksamer KYC- und AML-Strukturen nicht entziehen. Gerade die komplexen und häufig internationalen Wertströme machen Versicherungsunternehmen zu einem attraktiven Ziel für Geldwäscher und betrügerische Aktivitäten. Eine systematische, professionelle Herangehensweise an Geldwäscheprävention – maßgeschneidert für die speziellen Anforderungen der Assekuranz – ist daher nicht nur regulatorisch geboten, sondern unverzichtbar für nachhaltigen Unternehmenserfolg.