Die Rolle des Bankensektors in der Bekämpfung von Geldwäsche – Erkenntnisse aus dem FIU-Jahresbericht 2023
Die Financial Intelligence Unit (FIU) hat in ihrem Jahresbericht 2023 wesentliche Fortschritte und Herausforderungen im Kampf gegen Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung aufgezeigt. Der Bankensektor nimmt hierbei eine zentrale Rolle ein, sowohl als Akteur in der Einhaltung gesetzlicher Vorschriften als auch als Partner in der internationalen Zusammenarbeit. Dieser Beitrag betrachtet die wichtigsten Infos aus Bankensicht.
1. Qualität statt Quantität: Die neue Ära der Verdachtsmeldungen
Im Jahr 2023 verzeichnete die FIU mehr als 322.000 Verdachtsmeldungen, davon einen signifikanten Anteil aus dem Bankensektor. Trotz eines Rückgangs der Gesamtmeldungen um 4,33 % hebt die FIU hervor, dass die Meldequalität gestiegen ist. Dies ist nicht zuletzt das Ergebnis von Workshops und Feedbackgesprächen mit besonders meldestarken Verpflichteten.
Banken profitieren von dieser Entwicklung durch eine Entlastung ihrer Compliance-Abteilungen: Weniger unwesentliche Meldungen bedeuten eine bessere Fokussierung auf die verbleibenden Analysen. Gleichzeitig werden die Anforderungen an die Qualität und Präzision der eingereichten Daten erhöht.
2. Die beeindruckende Zahl: 310 Millionen Euro angehaltene Gelder
Ein zentraler Erfolg der FIU im Jahr 2023 war die Sicherung von 310 Millionen Euro (gegenüber 3,7 Mio. € im Jahr davor) durch 60 Sofortmaßnahmen. Diese Maßnahmen sind darauf ausgelegt, illegale Finanzflüsse unmittelbar zu stoppen und das Finanzsystem vor Schaden zu bewahren.
Wie funktionieren Sofortmaßnahmen?
Sofortmaßnahmen erlauben es der FIU, verdächtige Gelder einzufrieren und deren Weiterleitung zu verhindern. Banken spielen dabei eine Schlüsselrolle:
- Verdachtsmeldung: Banken erkennen verdächtige Transaktionen und melden diese der FIU.
- Analyse: Die FIU überprüft die Meldung und identifiziert dringenden Handlungsbedarf.
- Maßnahme: In Zusammenarbeit mit Banken und internationalen Partnern werden verdächtige Gelder blockiert.
3. Der risikobasierte Ansatz wird zur Norm
Die im November 2023 eingeführte Änderung des Geldwäschegesetzes erlaubt es der FIU, einen automatisierten, risikobasierten Filter für Verdachtsmeldungen anzuwenden. Banken müssen sich diesem Standard anpassen, indem sie ihre internen Überwachungssysteme stärker auf Hochrisikotransaktionen ausrichten.
Der Vorteil: Durch automatisierte Rückmeldungen der FIU zu eingereichten Verdachtsmeldungen können Banken schneller reagieren und Compliance-Prozesse optimieren.
4. Internationale Zusammenarbeit: Schlüsselrolle der Banken
Die FIU betont, dass der grenzüberschreitende Austausch von Informationen eine wesentliche Säule im Kampf gegen Geldwäsche ist. Banken nehmen dabei eine entscheidende Rolle ein:
- Sanktionsvermeidung: Die Einhaltung internationaler Sanktionen, etwa gegen Russland und Belarus, erfordert von Banken eine präzise Überwachung und Meldung auffälliger Transaktionen.
- Counter Terrorist Financing Taskforce: Banken erhielten durch die FIU klare Hinweise, wie verdächtige Zahlungsströme im Zusammenhang mit Terrorismusfinanzierung erkannt werden können.
5. Sensibilisierung und Zusammenarbeit
Die Anti Financial Crime Alliance (AFCA) hat sich 2023 als Plattform für den Wissensaustausch zwischen Behörden und Banken etabliert. In Workshops und Tagungen wurde der Fokus auf aktuelle Risiken, neue Bedrohungen und damit verbundene Verfahrensweisen gelegt. Dieser offene Dialog ermöglicht es Banken, ihre Compliance-Strategien auf dem neuesten Stand zu halten.
Ein herausragender Bereich war die Analyse von Kapitalanlagebetrug und Account Takeover-Fällen. Banken spielten hier eine Schlüsselrolle, indem sie frühzeitig Verdachtsmeldungen einreichten, die zu erfolgreichen Ermittlungen führten.
6. Technologische Entwicklungen und Datenqualität
Die FIU hat 2023 Fortschritte bei der Digitalisierung ihrer Prozesse gemacht, die auch Banken zugutekommen:
- Automatisierter Datenzugriff: Banken erhalten künftig automatisierte Rückmeldungen zur Relevanz ihrer Verdachtsmeldungen. Diese Information kann dann in der bankeigenen Risikoanalyse berücksichtigt werden.
- Datenqualität: Banken wurden angehalten, ihre Meldeformate weiter zu optimieren und auf den neuesten Stand der Technologie zu bringen.
Diese Entwicklungen ermöglichen es Banken, effizienter mit der FIU zusammenzuarbeiten und gleichzeitig ihre internen Prozesse zu modernisieren.
Fazit: Der Bankensektor als Partner im Kampf gegen Geldwäsche
Der FIU-Jahresbericht 2023 zeigt klar, dass Banken nicht nur Meldestellen, sondern aktive Partner im Kampf gegen Geldwäsche sind. Von der Einführung des risikobasierten Ansatzes über die internationale Zusammenarbeit bis hin zur Digitalisierung der Compliance-Prozesse – Banken stehen vor neuen Herausforderungen, die gleichzeitig große Chancen bieten.
Indem sie ihre Systeme an die neuen Standards anpassen und den Dialog mit der FIU sowie anderen Akteuren suchen, können Banken ihre Position als unverzichtbare Säule der Finanzsicherheit weiter festigen. Der Bericht hat die klare Botschaft: Qualität, Kooperation und Technologie sind die Schlüssel zu einer effektiven Geldwäschebekämpfung.