COP15 & das Kunming-Montreal Framework: Auswirkungen auf den Finanzsektor
Im Dezember 2022 trafen sich die vereinten Nationen in Montreal zur UN Biodervisity Conferene- COP15.
Das Ergebnis des Gipfels war ein internationales Abkommen, das von 190 Ländern unterzeichnet wurde, sowie ein neuer globaler Rahmen für die biologische Vielfalt (GBF). Der GBF ersetzt den Strategischen Plan für die biologische Vielfalt von 2011-2020 und legt Prioritäten und Ziele für die Wiederherstellung von Ökosystemen bis 2030 (bzw. 2050) fest. Der Rahmen besteht aus vier übergeordneten Statuszielen (Goals) bis 2050 und 23 Handlungszielen (Targets) bis 2030, zu deren zeitgerechter Umsetzung sich alle 190 Staaten verpflichtet haben. Neben den Zielen, die die Politik umsetzen muss, ist vor allem der Finanzsektor betroffen. So sind Finanzinstitute insbesondere von den Handlungszielen 14, 15 und 19 direkt betroffen:
- Im Rahmen des GBF bedeutet Handlungsziel 15, dass die Regierungen von allen großen Unternehmen und Finanzinstituten verlangen werden, ihre Risiken, Auswirkungen und Abhängigkeiten von der Natur im Rahmen ihrer Tätigkeiten, Liefer- und Wertschöpfungsketten und Portfolios zu bewerten und offenzulegen. Die Zielvorgabe erweitert die Berichterstattungspraktiken und -mechanismen von Unternehmen und wird bereits in Teilen von existierenden Offenlegungspflichten der EU abgedeckt.
- Handlungsziel 14 fordert Regierungen auf, ein günstiges Umfeld zu schaffen, um öffentliche und private Finanzströme auf die Ziele und Vorgaben des GBF auszurichten. Auch hier gibt es bereits EU-Rechtsvorschriften und Standards, die eine positive Grundlage für die Finanzierung des Biodiversitätsschutzes schaffen. So integriert beispielsweise das Umweltziel 6 der EU-Taxonomie auch das Thema Ökosysteme und Biodiversität und bietet damit eine einheitliche Definition von wirtschaftlichen Aktivitäten, die der Biodiversität zugute kommen.
- Um die notwendigen Mittel für den Schutz der Biodiversität zu generieren, definiert die GFR das Handlungsziel 19. Dieses fordert vor allem die Schaffung von Anreizen zum Schutz und Erhalt der Biodiversität. Auch in diesem Bereich gibt es in der EU bereits Gesetze und Standards, um Investitionen in die biologische Vielfalt zu fördern. So können bestehende Instrumente wie Green Bonds eine Möglichkeit bieten, Anreize für eine nachhaltige und biodiversitätsschonende Finanzierung zu schaffen.
Trotz einer Vielzahl von Regelungen und Standards ist das Thema Biodiversität noch weit davon entfernt, in den Geschäftsprozessen von Unternehmen allgegenwärtig zu sein. Während Unternehmen sich bemühen, die CO2-Emissionen ihrer Betriebe und Anlagen zu berechnen, stellen Biodiversität und Natur eine weitaus kompliziertere regulatorische Herausforderung dar. Bislang gibt es keine einheitliche Messmethode für die biologische Vielfalt. Sie ist von Natur aus komplex, mit einer enormen biogeografischen Variabilität zwischen den Ökosystemen und einer Vielzahl von Elementen, die es zu messen gilt. Was als ‚Verlust oder Schaden‘ gilt, wird oft lokal definiert. Für ein Unternehmen mit globaler Präsenz, z. B. mit Rechenzentren oder Bergbauinteressen an verschiedenen Standorten, ist es eine große Herausforderung, die betrieblichen Risiken, Auswirkungen und rechtlichen Risiken zu verstehen. Diese Komplexität macht es für Unternehmen – und damit auch für Investoren und Banken – schwierig, mit der biologischen Vielfalt verbundene Risiken und Chancen zu erkennen.
Fazit: Ökologische Nachhaltigkeit wird längst nicht mehr nur durch den CO2-Fußabdruck ausgedrückt, sondern umfasst integrierte Ansätze wie den Schutz der Biodiversität. So nimmt eine Reihe von Zielen der GBF auch den Finanzsektor in die Pflicht, das Thema Biodiversität in seine Geschäftsprozesse zu integrieren. Eine aktuelle Studie des WWF zeigt jedoch, dass Finanzinstitute die zunehmende Relevanz von Biodiversität und intakten Ökosystemen – sowohl in Bezug auf Risiken als auch auf Chancen – noch kaum berücksichtigen. Das Thema erscheint komplex, Banken tun gut daran, sich frühzeitig damit auseinanderzusetzen.
Über die weiteren Veränderungen am Markt wird Sie die CURENTIS AG auf dem Laufenden halten. Mehr unter https://curentis.com/