Implementierung von Klimarisiken steht bei vielen Banken noch am Anfang
Im Jahr 2022 hat die EZB den ersten Klimastresstest durchgeführt, der in Zukunft auf jährlicher Basis erfolgen soll. Über die Ergebnisse hatte CURENTIS hier bereits berichtet.
Im nachfolgenden Teil unserer Artikelreihe über die einzelnen Module des EZB Klimastresstests stellen wir den qualitativen Teil vor, der die in der Grafik dargestellten Themen behandelt.
Abbildung 1: Qualitatives Assessment
Der Klimastresstest hat deutlich gezeigt, dass Banken trotz eines gewissen Fortschrittes Klimarisiken noch nicht ausreichend in die internen Modelle integriert haben.
Weniger als die Hälfte der geprüften Institute (ca. 40 %) haben ein Rahmenwerk zum Klimastresstest implementiert. Insbesondere hat der EZB-Stresstest aufgezeigt, dass die Datenlage zu klimarelevanten Fragestellungen eine Herausforderung für die Banken darstellt. Die Datenproblematik wird als zentrales Hindernis für die Entwicklung eines Rahmenwerks bezüglich Klimastresstests angegeben.
Rund 40 % der Banken, welche einen Klimastresstest implementiert haben, geben an, dass die Ergebnisse sich nicht auf die Unternehmensstrategie des Instituts auswirken. Nur 19 % der Banken mit Klimastresstest-Szenarien berücksichtigen die Ergebnisse im Kreditvergabeprozess.
Insgesamt zeigen die Resultate, dass die Finanzinstitute zum jetzigen Zeitpunkt Klimarisiken nur bedingt bewerten bzw. in die Risikostrategie einfließen lassen.
Über 50 % der Institute, welche noch kein Rahmenwerk zu Klimarisiken haben, indizieren, dass erst in ein bis drei Jahren physische bzw. transitorische Risiken in ihr Rahmenwerk implementiert werden können (Abbildung 2).
Fast alle Finanzinstitute sehen sich gezwungen, die Datenlage zu verbessern, um Klimarisiken ausreichend berücksichtigen zu können.
Abbildung 2: Zeithorizont zur Implementierung eines Klimastresstest-Rahmenwerks[1]
Der EZB-Klimastresstest 2022 hat deutlich gezeigt, dass die Implementierung von Klimarisiken bei Finanzinstituten noch am Anfang steht. Dies bietet jedoch die Möglichkeit, durch eine proaktive Herangehensweise die Wandlung zu einer nachhaltigen Wirtschaft als Chance zu ergreifen.
Die CURENTIS AG unterstützt sie bei der Implementierung von Klimarisiken in die Risikostrategie, Datenerhebung sowie -verwertung, Prozessanpassung als auch bei aufsichtsrechtlichen Fragestellungen.
Quelle: ECB: 2022 climate risk stress test (über die ganze Quelle folgenden Link hinterlegen https://www.bankingsupervision.europa.eu/ecb/pub/pdf/ssm.climate_stress_test_report.20220708~2e3cc0999f.de.pdf)
Zum Autor: Artur Kehrein ist seit 2022 Senior Consultant der CURENTIS AG. Im Laufe seiner langjährigen Tätigkeit in Finanzinstituten sowie im Consulting hat er umfassende Projekterfahrungen aufbauen können. Darüber hinaus hat er sich auf das Regulatory Reporting und Sustainable Finance spezialisiert.
[1] Eigene Darstellung in Anlehnung an ECB 2022 climate risk stress test, https://www.bankingsupervision.europa.eu/ecb/pub/pdf/ssm.climate_stress_test_report.20220708~2e3cc0999f.de.pdf.