Kryptowährungen – Rohstoff oder Wertpapier?
15. März 2022
Obwohl die digitale Währung Bitcoin bereits im Jahr 2009 eingeführt wurde, sind zentrale Frage der Zuordnung immer noch in Diskussion und beschäftigen insbesondere die Aufsicht. So ist zwischen in den USA zwischen Commodity Futures Trading Commission (CFTC) und Securities and Exchange Commission (SEC) ein Zuständigkeitsstreit entbrannt.
In Onlinewährungen ausgeführte Transaktionen lassen sich schwer überwachen, da nicht wie im klassischen Sinne ein Intermediär (in der Regel eine Bank) zwischengeschaltet ist. Bei Kryptowährungen werden stattdessen die erforderlichen Daten in einer Blockchain an den verschiedenen Knotenpunkten gespeichert und ermöglichen den Nutzern ein anonymes Auftreten. Genau diese Anonymität macht Kryptowährungen für Geldwäsche und weitere kriminelle Machenschaften sehr attraktiv. Einige Länder haben daher versucht, den Handel mit Kryptowährungen zu verbannen. Diese Versuche gelten als gescheitert. Stattdessen fokussiert man sich derzeit darauf, die Anleger besser vor kriminellem Missbrauch zu schützen.
Darüber wie dies geschehen kann, streiten sich derzeit zwei maßgebliche Behörden in den Vereinigten Staaten: die Commodity Futures Trading Commission (CFTC) sowie die Securities and Exchange Commission (SEC). Im Mittelpunkt steht die Frage, ob blockchainbasierte Werte als Rohstoff oder als Wertpapier behandelt werden sollten und daraus folgend welche Behörde die Zuständigkeit reklamieren darf.
Kryptos als Rohstoff
Vor allem die Commodity Futures Trading Commission (CFTC; zuständig für Future- und Optionsmärkte) plädiert dafür, Kryptowährungen seien wie ein Rohstoff zu behandeln. Begründet wird dies damit, dass bei Bitcoin die maximale Anzahl auf 21 Mio. Coins beschränkt sei. Somit handle es sich um eine endliche Ressource, deren Wert voraussichtlich langfristig steigen wird. Gestützt wird diese Behauptung auch durch die derzeit herrschende Anlegerstruktur. Hier finden sich zum größten Teil Anleger, die auf steigende Kurse spekulieren. Unter anderem führt dies dazu, dass die Kurse in diesem Segment sehr volatil sind, was auch typisch für Rohstoffmärkte ist. Kryptowerte werden dezentral von Anbietern gehandelt, die nicht reguliert werden. Dies erschwert die Überwachung mittels einer Bankenregulierung. Hier sieht sich die CFTC aufgrund ihrer Erfahrungen mit dem Handel von Optionen und Futures im Rohstoffbereich im Vorteil.
Kryptos als Wertpapier
Auf der anderen Seite steht die Securities and Exchange Commission (SEC), die Behörde, die den Börsen- und den Wertpapierhandel in den Vereinigten Staaten überwacht. Diese hat zwar eingeräumt, es handele sich bei Bitcoin, Etherum und anderen Kryptowährungen nicht um Wertpapiere im klassischen Sinne. Nichtsdestotrotz beansprucht die SEC die Zuständigkeit für die Regulierung der Kryptowerte. Sie argumentiert, dass sie prädestiniert sei, die Dienstleister zu überwachen, welche an der Schnittstelle zwischen den Plattformen und den Käufern der Coins stehen. So würden zum Beispiel neu ausgegebene Kryptowährungen sogenannte Initial Coin Offerings (ICO) unter die Hoheit der SEC fallen. Diese liegen bei den derzeit bereits etablierten Kryptowährungen schon einen längeren Zeitraum zurück. Da es sich aber um einen stark wachsenden Markt handelt, werden in der Zukunft weitere Währungen hinzukommen, deren Start mit einer ICO verbunden ist. Hier bieten sich für die SEC mannigfache Möglichkeiten, als Regulator aktiv zu werden.
Ein anderer Aspekt, der dafür spricht, der SEC die Verantwortung zu übertragen, regulierend einzugreifen, ist die sogenannte Decentralized Finance (DeFi). Hierbei handelt es sich um Plattformen, die es den Nutzern von Kryptowährungen ermöglichen, sich untereinander Gelder zu leihen, Versicherungen anzubieten oder mit Finanzprodukten zu handeln. Auch die zugrundeliegenden Verträge werden dabei über die Blockchain-Technologie verifiziert. Da das Leihen und Verleihen von monetären Mitteln sowie zu den klassischen Bankdienstleistungen zählt, liefert DeFi ein starkes Argument dafür, dass die SEC für die Regulierung zuständig sein sollte.
Bewertung
Kryptowährungen entziehen sich nach unserer Einschätzung einer einfachen Zuordnung in eine eindeutige Assetklasse. Dementsprechend lässt sie sich auch nicht eindeutig einer Behörde zuordnen. Auch wenn Kryptowährungen in ihrem Kern den Rohstoffen ähnlich sind, kann davon ausgegangen werden, dass die SEC auf diesem Felde eine wichtige Rolle spielen wird. Auch die Tatsache, dass sie an den entscheiden Punktes des Marktes ansetzt, spricht stark für die SEC.
Schließlich wiegt auch die weltweite anerkannte Autorität der SEC in dieser Debatte schwer. Die Tatsache an einem regulierten Mark anzugehören, gilt weithin als Qualitätsmerkmal.
Der Bitcoin dringt derweil in neue Bereiche vor. Beispielsweise erkennt ihn El Salvador seit dem letzten Jahr als offizielle Währung an. Langfristig könnten daher neben den klassischen Definitionen neue notwendig sein, die auch dazu führen, dass neue Regulierer geschaffen werden, die sich ausschließlich mit Crypto Assets befassen.
Die Kryptowährungen werden weiter an Bedeutung gewinnen. Es ist umso wichtiger, dass die Regulierer sich eindeutig positionieren und gegen kryptobasierte Geldwäsche vorgehen.
Literaturverzeichnis
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Über den Autor:
Zum Autor: Karl Eugen Reis ist seit 2021 Consultant der CURENTIS AG und verfügt über umfangreiche Projekterfahrung im Bereich Financial Services und Anti Financial Crime. Neben diesen Tätigkeiten hat er als Assistent an einer Reihe von Projekten in der Wirtschaftsprüfung teilgenommen unter anderem bei einem Asset Quality Review (AQR) zur Vorbereitung des Bankenstresstest der Europäischen Zentralbank.