Binance News 2
Am 21.11.2023 verkündete die Finanzministerin der USA Yanet Yellen einen Vergleich im Gerichtsverfahren zwischen der FinCEN, der Finanzaufischt der USA, und der Kryptobörse Binance. Dieser Vergleich beinhaltet die höchste Strafe die jemals in den USA wegen Geldwäsche verhängt wurde. Warum diese hohe Strafe gegen Binance aber nicht nur schlecht für die Kryptobörse ist, erklärt CURENTIS im folgenden Artikel.
“Actually its #Benance“ – so begann Janet Yellen ihre Rede, in der sie neue Maßnahmen des Finanzministeriums gegen Geldwäsche und illegale Finanzierung ankündigte. Der Versprecher “Benance” anstatt “Binance” verursachte eine Welle von Memes auf der Plattform X (ehem. Twitter) durch die Krypto-Community.
Nicht nur der Versprecher sorgte für Freude bei den Krypto-Tradern und Handelsplattformen, sondern auch die Verkündung des Vergleiches zwischen der US-Regulierungsbehörde und Binance. Das klingt zunächst paradox, denn immerhin ist das im Rahmen des Vergleiches verhängte Bußgeld gegen Binance eines der höchsten Bußgelder das jemals in den USA verhängt wurde. Allerdings erhofften sich die Trader und Plattformen “Ruhe” am Markt, durch das ausbleibende Beschäftigungsverbot von Binance in den USA. Tatsächlich kletterten die Kurse aller Kryptowährungen nach der Bekanntgabe des Vergleiches. Der native Binance-Token (BNB) reagierte mit einem Anstieg von 242 Dollar am 16.11. auf 253 Dollar am 20.11. auf die bevorstehende Bekanntgabe des Vergleichs.
Allerdings war mit dem Vergleich auch der Abgang des „Vordenkers der Börse” Changpeng Zhao verbunden. Auf diese Nachricht reagierte der Markt negativ. Nachdem bekannt wurde, dass Changpeng Zhao die Kryptobörse verlassen wird, fiel der Kurs des Binance-Token auf 227 Dollar. Der Bitcoin-Kurs fiel vom 21.11. auf den 22.11. um 2,3 % aufgrund des Rücktritts des Gründers von Binance.
Der erzwungene Abgang von Changpeng Zhao führte zudem zu hohen Abhebungen des Binance-Tokens von der Plattform. Vermutlich fürchteten die Anleger um die Zukunft der Plattform und des Tokens nach dem Abgang von Zhao. Laut der Kryptokurs-Website DefiLama haben Binance Kunden am Tag der Verkündung des Abganges von Changpeng Zhao etwa eine Milliarde US-Dollar von der Plattform Binance US abgehoben.
Die extremen Preissprünge und damit verbundenen Abhebungen von der Plattform Binance führten zu einer Welle von Liquidationen am Optionsmarkt. Insgesamt haben laut Coinglass, einer Website für den Handel mit Krypto-Derivaten, in den 24 Stunden nach dem Bekanntwerden des Abgangs von Changpeng Zhai mehr als 94.000 Händler ihre Margin-Positionen schließen müssen. Diese Händler hatten auf einen Anstieg des Kurses des Binance Tokens durch den Vergleich gehofft.
Inmitten der Probleme der größten Krypto-Börse stieg der Preis des Tokens der bankrotten Börse FTX, kurz FTT, stark an. Investoren erwarten wahrscheinlich einen Neustart der Website, der von Wirtschaftsvertretern und Aufsichtsbehörden in den USA immer wieder diskutiert wurde. Die von Sam Bankman-Fried geführte Kryptobörse FTX und Binance sind langjährige Konkurrenten auf dem Kryptomarkt gewesen, bevor FTX aufgrund der betrügerischen Machenschaften von Bankmann-Fried geschlossen werden musste. Der Token FTT besteht weiterhin und erlebte nach dem Abgang von Changpeng Zhao einen Anstieg von mehr als 15%.
Um zu verstehen wieso Binance so große Probleme bei der Umsetzung von regulatorischen Vorgaben hat, muss man einen Blick in die Vergangenheit von Binance werfen.
Im Jahr 2017 gründete Changpeng Zhao Binance in China. Der in der Kryptowährungs-Szene hoch angesehene Zhao schaffte es durch Verbesserungen und Innovationen, die er in seinem Unternehmen einführte, innerhalb von einem halben Jahr Binance an die Spitze der Kryptobörsen zu katapultieren. Einer der zentralen Strategien von Binance war eine möglichst frühe Internationalisierung der Geschäfte. Allerdings stieß das Unternehmen durch dieses schnelle Wachstum auch auf große regulatorische Herausforderungen.
Der ursprüngliche Hauptsitz von Binance war in China. Die chinesische Regierung verbat kurz nach der Gründung von Binance den Austausch von Kryptowährungen in Landeswährung, da die chinesische Regierung befürchtete, dass die Kaufkraft der chinesischen Währung durch die Umwandlung in Kryptowährungen sinken könnte.
Binance zog daraufhin nach Japan. Die japanische Regierung warnte die einheimischen Anleger aber früh vor Geschäften mit Binance, die zum Zeitpunkt des Umzugs noch keine Lizenz für den Handel mit Kryptowährungen in Japan hatte. Nach diesem Zwischenfall gab Binance seinen offiziellen Hauptsitz nicht mehr bekannt. Changpeng Zhao sagte dazu 2019: “Binance hat kein Bankkonto, kein Büro und wir entfernen uns vom Unternehmenskonzept. Wir sind nur eine Organisation oder eine Gemeinschaft, die zusammenarbeitet.” Eine Aussage die die Aufsichtsbehörden auf der ganzen Welt hellhörig werden ließ.
Durch das Konzept ohne festen Hauptsitz und einer hohen Internationalisierung schaffte es Binance Kunden aus der gesamten Welt mit Krypto-Services zu versorgen.
Allerdings wurden die Abläufe durch die Aufmerksamkeit von Aufsichtsbehörden immer schwieriger. Insbesondere die amerikanische SEC hatte ein Auge auf Binance geworfen und das aus gutem Grund: als die SEC 2019 ihre Ermittlungen aufnahm, hatte ein Fünftel der Binance Kunden seinen Wohnsitz in den USA.
Um die US-Vorschriften einzuhalten, startete das Unternehmen Binance US. Dieses Unternehmen agierte offiziell unabhängig vom ursprünglichen Unternehmen und Changpeng Zhao und war nur für die USA zuständig. In Wirklichkeit ermöglichte das Unternehmen den Zugriff auf die Hauptplattform außerhalb der USA, um den Handel abzuwickeln und das US-Geld an die Hauptbörse zu bringen. Im Jahr 2023 finalisierte die SEC die Ermittlungen gegen Binance US und Binance. Die SEC reichte eine Klage gegen Binance und Changpeng Zhao wegen Geldwäsche und Finanzierung von illegalen Unternehmen ein. Die Anklage beinhaltete den Vorwurf Binance sei hinter den Kulissen immer noch in Binance US verstrickt und würde die Geschäfte des US-Ablegers durchführen. Die Beweise ,die die SEC in Zusammenarbeit mit der FinCEN vorlegte, waren so schwerwiegend, dass Binance die hohe Strafe im Vergleich annahm. CURENTIS veröffentlichte am 28.12.2023 einen Artikel zu dieser bisher beispiellosen Strafe gegen Binance.
Trotz der Hohen Geldbuße ist die Nachricht über die Begleichung der US-Forderungen ein positiver Impuls für den Kryptomarkt. Ein gesunder und ruhiger Kryptowährungsmarkt ist für alle Trader besser, als ein unruhiger Markt mit Ungewissheit durch eventuelle Strafen und Ermittlungen gegen Kryptobörsen. Der Kryptomarkt wird sich, sofern keine weiteren Ermittlungen und Geldwäschedelikte gegen Kryptobörsen ans Licht kommen, schnell von den Kursstürzen rund um den Abgang von Changpeng Zhao erholen.
Auch Binance wird sich von der Geldbuße schnell erholen. Dafür spricht eine tägliche Abwicklung von Trades in Höhe von 70 Milliarden Dollar im Gegensatz zu einer Strafe von 4 Milliarden Dollar. Für den Kryptomarkt ist es ein positives Zeichen, dass Binance seine Geschäfte in den USA fortführen darf.
Allerdings sendet der Vergleich und das hohe Bußgeld ein klares Signal an alle Kryptobörsen. Die Compliance-Anforderungen für globale Krypto-Börsen werden steigen und die Verwendung von Kryptowährungen zur Umgehung von Sanktionen wird deutlich schwieriger. Große Plattformen werden auf die Situation mit Binance zurückblicken und versuchen, solche Fehleinschätzungen zu vermeiden. Benutzer können mit strengeren KYC- (Know Your Customer) und AML- (Anti-Geldwäsche)-Richtlinien rechnen. Ob sich daran allerdings ausnahmslos alle Börsen halten werden, bleibt abzuwarten.