Trotz schwieriger Marktlage: Nachhaltige Geldanlagen in Deutschland weiter auf Wachstumskurs
Die jährliche Veröffentlichung des Marktberichts Nachhaltige Geldanlagen zeigt, dass sich der Wachstumstrend nachhaltiger Geldanlagen auch im Jahr 2022 fortgesetzt hat. So erreichte das Gesamtvolumen einen Rekordwert von 578 Milliarden Euro.
Die vom Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) herausgegebene Studie stellt die Entwicklung nachhaltiger Geldanlagen in Deutschland und Österreich dar und ist seit 2005 eine wichtige Informationsquelle für politische Entscheidungsträger, Brancheninsider, Wissenschaftler und Journalisten. Ein zentrales Ergebnis der Studie ist das weitere Wachstum nachhaltiger Geldanlagen in Deutschland und Österreich im Jahr 2022: Trotz des schwierigen letzten Jahres konnten beide Länder neue Rekorde aufstellen, auch wenn die Wachstumsraten geringer ausfallen als im Vorjahr. Neben den zu erwartenden Wachstumsraten konnte die Studie vor allem entwicklungsrelevante Herausforderungen für nachhaltige Geldanlagen identifizieren, die vor allem im Bereich Greenwashing sowie in der Umsetzung von vertrauenswürdigen Produkten mit einem einheitlichen Standard liegen.
Marktvolumen wächst 2022 um 15 Prozent
Trotz eines geringeren Anstiegs im Vergleich zu 2021 (16,3 Prozent) kann das Marktvolumen nachhaltiger Geldanlagen ein Wachstum von 15 Prozent vorweisen und übertrifft damit weiterhin die Entwicklung des deutschen Gesamtmarktes. Das Gesamtvolumen von 578 Milliarden Euro umfasst nachhaltige Publikumsfonds, Mandate und Spezialfonds sowie nachhaltig verwaltete Kundendepots und Eigenanlagen. Mit einem Gesamtvolumen von 371,2 Mrd. Euro machen Publikumsfonds den größten Teil der Anlagen aus.
ESG-Integration verliert an Relevanz
Verschiedene Anbieter nutzen unterschiedliche Methodiken für ihre nachhaltigen Geldanlagen. So nutzen zwar immer noch 64% aller Anbieter die ESG-Integration als Nachhaltigkeitsstrategie, aber die unzureichende Datenlage zu Governance und sozialen Aspekten führte zuletzt zu einem Rückgang dieser Methodik. Ein Großteil der Anbieter nachhaltiger Geldanlagen nutzt Ausschlusskriterien: So verwenden rund 95% der betrachteten Vermögenswerte die Kriterien Waffen und Menschenrechte.
Greenwashing-Vorwürfe schaden der Entwicklung
Um ein umfassenderes Stimmungsbild zu erhalten, wurden im Rahmen der Studie auch Experteninterviews durchgeführt. Dabei zeigte sich, dass ein Großteil der Befragten noch Nachholbedarf bei bestehenden Standards und Regularien für nachhaltige Geldanlagen sieht. Insbesondere die Erhebung qualitativ hochwertiger Daten stellt viele Marktteilnehmer vor große Herausforderungen, da diese nach den derzeitigen Regularien nicht immer verfügbar sind. Die Branche diskutiert auch das Thema Greenwashing, das viele Unternehmen zunehmend belastet. Die wachsende Bedeutung des Themas ist auf verschiedene Faktoren zurückzuführen, darunter eine unklare Definition nachhaltiger Geldanlagen, unklar definierte EU-Regelungen, fehlende Standards, die Berichterstattung in den Medien und ein unterschiedliches Verständnis von Nachhaltigkeit. So sind 90 Prozent der Befragten der Meinung, dass Greenwashing-Vorwürfe das Potenzial haben, das Wachstum nachhaltiger Geldanlagen zu beeinträchtigen.
Optimistischer Blick in die Zukunft
Die Befragten blicken weiterhin optimistisch in die Zukunft. So gehen 80 Prozent davon aus, dass nachhaltige Geldanlagen im laufenden Jahr weiterwachsen werden, während knapp zwölf Prozent mit einem Rückgang und rund acht Prozent mit einem gleichbleibenden Volumen rechnen. Darüber hinaus prognostizieren 43 Prozent der Befragten ein Wachstum nachhaltiger Geldanlagen von über zehn Prozent.
Fazit: Nachhaltige Geldanlagen haben bereits heute eine hohe Relevanz und werden in den nächsten Jahren weiterwachsen. Dennoch steht die Branche vor Herausforderungen: Standards und Regulierungen müssen überarbeitet werden, um die Anwendung zu erleichtern und Greenwashing zu verhindern.
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