COP28: Steht ein Wandel für Banken an?
Am 30. November beginnt die UN-Klimakonferenz 2023, auch bekannt als COP28, in der Expo City in Dubai. Dieses Jahr steht der Bankensektor erneut im Fokus.
Die diesjährige COP28 ist von enormer Wichtigkeit, da zum ersten Mal die globale Bestandsaufnahme (GST), ein Fortschrittsbericht, veröffentlicht wird. Darin wird beschrieben, wie gut oder schlecht die Welt in Bezug auf ihre Klimaziele im Pariser Abkommen vorankommt. Es ist bereits jetzt absehbar, dass dieser Bericht nicht positiv ausfallen wird. Die Internationale Energieagentur (IEA) gibt beispielsweise an, dass die weltweiten energiebedingten CO2-Emissionen im Jahr 2022 um 0,9 % oder 321 Millionen Tonnen angestiegen sind und einen neuen Höchststand von über 36,8 Giga-Tonnen erreicht haben. Der Energiesektor und die Nutzung von Kohle, Öl und Gas sind hierbei ausschlaggebend, wobei der Bankensektor bei der Finanzierung eine entscheidende Rolle spielt. Es bleibt abzuwarten, wie die Länder der COP auf diesen Bericht reagieren werden.
Kohle
Ein Teil dieser Reaktion wird sich auf den Energiemix konzentrieren. Der Bankensektor wird die Ergebnisse der Verhandlungen auf Länderebene über den Übergangspfad für den Energiesektor mit Dekarbonisierungszielen für Kohle, Öl und Gas genau beobachten. Aufgrund ihrer anhaltenden Finanzierungsaktivitäten im Bereich der Produktion und des Ausbaus fossiler Brennstoffe steht die Bankenbranche fest im Blickpunkt der Öffentlichkeit. Eine verstärkte Unterstützung durch Regierungen bei der Eindämmung der Nachfrage nach fossilen Brennstoffen würde die Kürzung der Finanzierung erleichtern. Obwohl bereits einige Kreditinstitute eigene ambitionierte Ziele gesetzt haben, um in Zukunft die Finanzierung von beispielsweise Kohlekraftwerken auszusetzen, sind es vor allem die größeren Kreditinstitute, die weiterhin in fossile Brennstoffe investieren und hohe Gewinne erzielen. Eine einheitliche Zielsetzung, wie beispielsweise der geplante Phase-down für fossile Energieträger wie Kohle, könnte zu einem stärkeren Umdenken bei Finanzinstituten führen.
Öl und Gas
Besonders brisant ist wohl das Thema Öl und Gas, allein schon wegen des Veranstaltungsortes der COP. Zudem lässt sich nicht ignorieren, dass die Präsidentschaft der COP von Adnoc, dem nationalen Ölkonzern der Vereinigten Arabischen Emirate, innegehalten wird, was der Öl- und Gasindustrie zugutekommt. Dies birgt zwangsläufig Interessenkonflikte.
Der Bankensektor wird insbesondere darauf achten, ob und wie die Öl- und Gasindustrie ihre CO2-Emissionen reduzieren wird. Primär interessiert sich die Öl- und Gasindustrie dafür, Verhandlungen über eine Reduktion von Emissionen im operationellen Bereich – sprich Scope 1 & 2 Emissionen – zu führen. Dies würde zwar zu einer emissionsärmeren Produktion führen, jedoch kaum den Bedarf und die Fördermenge einschränken. Ein großer Teil (40%) der Emissionen fällt jedoch auf den Verbrauch von Öl- und Gasgütern an – sogenannte Scope 3 Emissionen. Jegliche Abkommen, die diese Art von Emissionen nicht einbeziehen, würden keine Anreize für Banken schaffen, Finanzierungen im Zusammenhang mit Öl und Gas einzuschränken.
Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang, dass sich trotz der akuten Gefahr des Klimawandels durch fossile Brennstoffe und der Bemühungen, diesen einzudämmen, immer mehr Banken von ihren ehrgeizigen Zielen und der damit verbundenen Verantwortung zurückziehen. So sind erst kürzlich vier europäische Großbanken aus der globalen Klimainitiative „Science Based Targets“ ausgestiegen, da diese weiterhin in die Öl- und Gasindustrie investieren wollen.
Umweltfreundliche Technologien
Die Aussichten für kohlenstoffarme Technologien sind im Allgemeinen positiver. Auf der COP28 rückt nicht nur der weltweite Einsatz sauberer Technologien stärker in den Fokus, sondern auch aktuelle Berichte zeigen eine Steigerung der Verwendung dieser Technologien in den letzten drei Jahren. Insbesondere der Bankensektor wird hier weiterhin Förderungen für kohlenstoffarme Technologien im Blick haben. Länder wie die Vereinigten Arabischen Emirate haben bereits angekündigt, bis 2030 die Kapazität erneuerbarer Energiequellen zu verdreifachen. Aktuelle Gespräche zwischen den USA und China deuten darauf hin, dass multilaterale Bemühungen zur Schaffung wirtschaftlicher Anreize im Fokus der Verhandlungen stehen werden. Dies schafft attraktive Bedingungen für Kreditinstitute, welche bereits heute einen Fokus auf grüne Vermögenswerte legen.
Multilaterale Entwicklungsbanken (MBI) Reform
Ein weiterer wichtiger Bestandteil der COP28-Agenda ist die Neugestaltung der Entwicklungshilfefinanzierung. Dieses Thema wurde erstmals intensiv bei der COP 27 in Ägypten behandelt und konzentrierte sich stark auf die öffentliche Finanzierung der Anpassung in denjenigen Märkten, die am stärksten vom Klimawandel betroffen sind. Die Finanzbranche fordert seit langem mehr Unterstützung seitens der öffentlichen Hand, um ein effizientes Finanzierungssystem für die Leitung privater Mittel in grüne Übergangsprojekte in Entwicklungsmärkten zu schaffen. Leider sind die Ansätze der multilateralen Entwicklungsbanken heute oft zu langsam, um Regionen und Sektoren zu identifizieren, die Finanzierungen benötigen. Die Frustration im aktuellen System zeigt sich auch in privaten Entwicklungsfinanzierungsinstituten (DFIs). Zum Beispiel arbeitet ein Konsortium aus JPMorgan, BlackRock und McKinsey an einem privaten DFI für die Finanzierung des Wiederaufbaus der Ukraine, um das unflexible Entwicklungsbank-Modell zu umgehen. Eine neue Reform, die ein einheitliches und verbessertes Finanzierungssystem integriert, würde Entwicklungsfinanzierungen erheblich erleichtern.
Fazit: Die COP28 in Dubai ist enorm wichtig und kann einen weiteren Meilenstein für die Zukunft setzen. Der Finanzsektor hat dabei eine wichtige Rolle und sollte der diesjährigen Klimakonferenz besondere Bedeutung beimessen. Entscheidungen und Beschlüsse im Bereich fossiler Energieträger, nachhaltiger Technologien und Entwicklungsfinanzierungen beeinflussen direkt das Investitionsverhalten der Kunden und somit die strategische Ausrichtung von Kreditinstituten. Wir halten Sie weiter auf dem Laufenden. Mehr unter www.curentis.com