Weniger ist mehr: EFRAG plant deutliche Reduktion der ESRS-Datenpunkte
Die European Financial Reporting Advisory Group (EFRAG) prüft aktuell eine grundlegende Vereinfachung der European Sustainability Reporting Standards (ESRS). Im Zentrum der Überlegungen steht eine Reduktion der zu berichtenden Datenpunkte um rund 66 % – ein Schritt, der die Anforderungen an das Nachhaltigkeitsreporting europäischer Unternehmen deutlich entschlacken könnte.
Hintergrund und Zielsetzung
Die Überarbeitung der ESRS erfolgt auf Initiative der Europäischen Kommission im Rahmen des sogenannten Omnibus-Pakets. Ziel ist es, die Berichtspflichten für Unternehmen zu vereinfachen und den administrativen Aufwand zu verringern, ohne dabei die inhaltlichen Ambitionen der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) und des European Green Deal zu gefährden.
Wesentliche Änderungen im Überblick
- Reduktion der Datenpunkte: Die Zahl der verpflichtenden Datenpunkte soll um etwa zwei Drittel gesenkt werden. Dies betrifft insbesondere doppelte oder wenig relevante Angaben, die bislang für Unternehmen einen hohen Aufwand bedeuteten.
- Streichung freiwilliger Angaben: Sämtliche freiwilligen („may disclose“) Datenpunkte werden gestrichen, sodass künftig nur noch klar definierte, verpflichtende Angaben gefordert werden.
- Vereinfachte Materialitätsprüfung: Die Anforderungen an die sogenannte „Double Materiality“-Bewertung werden vereinfacht. Unternehmen sollen sich künftig stärker auf wirklich wesentliche Aspekte konzentrieren und die Erhebung von Nachweisen effizienter gestalten können.
- Bessere Lesbarkeit und Struktur: Die Nachhaltigkeitsberichte sollen durch klarere Vorgaben und die Möglichkeit von Executive Summaries übersichtlicher und verständlicher werden.
Zeitplan und nächste Schritte
Der aktuelle Entwurf der überarbeiteten ESRS befindet sich noch im Abstimmungsprozess. Eine öffentliche Konsultation ist für Ende Juli bis Ende September 2025 angesetzt, um Unternehmen und Stakeholdern die Möglichkeit zur Stellungnahme zu geben. Die finale technische Empfehlung an die Europäische Kommission soll bis spätestens 30. November 2025 vorliegen.
Bedeutung für Unternehmen
Die geplanten Änderungen werden von vielen Unternehmen und Nachhaltigkeitsexperten positiv bewertet. Die Konzentration auf wesentliche und vergleichbare Informationen soll nicht nur den Aufwand reduzieren, sondern auch die Qualität und Aussagekraft der Nachhaltigkeitsberichte stärken. Insbesondere kleine und mittlere Unternehmen profitieren von einer klareren, weniger ressourcenintensiven Berichterstattung.
Fazit
Die von EFRAG angestoßene Reform der ESRS markiert einen wichtigen Schritt hin zu einem praxisnäheren und effizienteren Nachhaltigkeitsreporting in Europa. Für CURENTIS und andere Unternehmen bedeutet dies: Weniger Bürokratie, mehr Fokus auf das Wesentliche – und weiterhin eine solide Basis für glaubwürdige Nachhaltigkeitskommunikation.
Zum Autor: Philipp Ehren ist seit 2021 Senior Consultant der CURENTIS AG. Er ist unser Spezialist für Sustainable Finance und verfügt über mehrjährige Erfahrungen aus der Projektarbeit im Risikomanagement mit dem Schwerpunkt auf IT-Anwendungen. Darüber hinaus ist er ausgebildeter Projektmanager.