Die EU lehnt die Omnibus-Initiative ab!
Anfang Februar hatte die EU-Kommission einen Vorschlag zur Vereinfachung verschiedener Regularien, darunter die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), die Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD) sowie die EU-Taxonomie, veröffentlicht, auch bekannt als Omnibus-Initiative. Dieser erste Vorschlag wurde nun von der Kommission mit 309 Stimmen dafür, 318 dagegen und 34 Enthaltungen abgelehnt!
Omnibus-Initiative
Aufgrund anhaltender Kritik von Unternehmen und Politik sollte die Omnibus-Initiative die aktuell sehr umfangreichen und aufwendigen Compliance-Anforderungen der Regularien für Unternehmen erleichtern und die Eintrittsschwelle senken, vor allem, um die Wettbewerbsfähigkeit Europas zu steigern. Laut Vorschlag soll die Einbindung der CSRD beispielsweise drastisch verringert werden, indem nur noch Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern (eins von drei Kriterien) betroffen sind. Im Zuge der Änderungen der CSDDD sollte auch die Menge der von kleineren Unternehmen in der Lieferkette zu übermittelnden Informationen verringert werden. Zudem sollten überarbeitete Meldebögen der EU-Taxonomie veröffentlicht werden.
Implikationen für Unternehmen
Obwohl die Vorschläge der Omnibus-Initiative von vielen Seiten gelobt wurden, setzt der aktuelle Zeitplan der Kommission die Unternehmen immens unter Druck. Unternehmen, die aktuell noch von einer Einbindung der CSRD ausgehen, können nicht konkret planen, ob sie von der Regulierung auch in Zukunft betroffen sind. Zudem deuten die aktuellen Verhandlungen im EU-Parlament darauf hin, dass die ursprünglichen Forderungen im Februar teilweise wieder zunichte gemacht werden. So soll laut der Europäischen Volkspartei (EVP) zwar die Schwelle bei 1.000 Mitarbeitern bleiben, dafür soll jedoch das zweite Kriterium zum Umsatz auf 450 Millionen Euro angepasst werden.
Von der aktuellen Ablehnung der Omnibus-Initiative nicht betroffen sind die inhaltlichen Änderungen der EU-Taxonomie. Hier hatte die Kommission bereits am 4. Juli einen neuen delegierten Rechtsakt verabschiedet. Dieser trat 20 Tage nach der Veröffentlichung im EU-Amtsblatt in Kraft und ist ab dem 1. Januar 2026 für Berichterstattungen über das Geschäftsjahr 2025 anwendbar. Dieser neue Rechtsakt ist zwar Teil der umfassenderen Reform der Vorschriften zur Nachhaltigkeitsberichterstattung, wird jedoch rechtlich getrennt vom Omnibus-Verfahren behandelt.
Kritische Würdigung
Die Ablehnung der Omnibus-Initiative durch das EU-Parlament gilt aus Nachhaltigkeitssicht als Rückschlag für die Glaubwürdigkeit und Kohärenz europäischer Klimapolitik. Zwar sollte das Paket in erster Linie Bürokratie abbauen, doch die Entscheidung zeigt, dass EU-Institutionen weiterhin Schwierigkeiten haben, wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit und nachhaltige Transformation ausgewogen zu verbinden.
Die ursprünglich geplanten Erleichterungen hätten die Umsetzung von CSRD und CSDDD zwar verlangsamt, gleichzeitig aber mehr Rechtssicherheit geschaffen und das Risiko von Überforderung kleinerer und mittlerer Unternehmen reduziert. Durch die nun erfolgte Ablehnung bleibt der Regulierungsrahmen komplex, unklar und schwer handhabbar – was paradoxerweise die praktische Umsetzung nachhaltiger Unternehmensführung hemmen könnte. Statt einen pragmatischen Dialog zwischen Nachhaltigkeit und Wirtschaft zu fördern, droht die EU mit dieser Entscheidung eine Polarisierung zwischen Umweltschutzzielen und Unternehmensrealität weiter zu vertiefen. Eine klare und transparente Kommunikation ist jetzt notwendig, um zu vermitteln, in welche Richtung sich ESG-bezogene Offenlegungen in den nächsten Jahren entwickeln werden. Denn nur so können Unternehmen auch mittel- und langfristig planen, ohne unnötig Zeit und Ressourcen für eventuell zurückgenommene Regularien zu verwenden.
Fortsetzung
Die Verhandlungen zwischen dem EU-Parlament und dem Rat über ein endgültiges Omnibus-Paket werden verschoben. Die nächste Abstimmung des Parlaments über das Omnibus-Paket ist für den 13. November geplant.
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