Umwelt- und Klimarisiken: Das Glas ist (noch) nicht halb-voll
Die EZB hat gestern einen thematischen Prüfbericht bezüglich Umwelt- und Klimarisiken veröffentlicht und den Banken einen straffen Zeitplan für den Umgang mit Klimarisiken vorgegeben. Das Ergebnis des Prüfberichtes zeigt, dass bei vielen Kreditinstituten der Umgang mit Umwelt- und Klimarisiken noch immer in den Kinderschuhen steckt. Zwar haben, im Gegensatz zu 2021, viele der betrachteten Kreditinstitute sich mit Umweltrisiken auseinandergesetzt, jedoch erfolgte in den meisten Fällen eine grobe Kategorisierung des Exposures, Verantwortlichkeiten innerhalb des Instituts wurden benannt sowie Mitigationsmaßnahmen für Teile des Portfolios analysiert. Diesen Bemühungen fehle es jedoch an methodischer Ausgereiftheit, granularen Risikoinformationen sowie aktiven Portfoliomanagement.
In mehr als 96 % der betrachteten Fälle mangele es an einer vollumfänglichen Risikoeinschätzung bezüglich Klima- und Umweltrisiken. Erste Schritte sind gemacht, jedoch sieht die EZB noch hohen Handlungsbedarf bei der Erfüllung der Ziele aus dem in 2020 veröffentlichten ECB Guide on climate-related and environmental risk. Seit dem letzten Assessment im vergangenen Jahr konnten zwar 93 % der Banken Fortschritte vorweisen, jedoch waren diese eher limitiert und nicht substantiell genug, um die aufsichtsrechtlichen Erwartungen erfüllen zu können. Grafik 1 zeigt den Anteil der Kreditinstitute, aufgeteilt nach ihrem Fortschritt bezüglich des Action Plans 2021:
Folglich ist die EZB zu dem Ergebnis gekommen, dass etwa die Hälfte der Kreditinstitute keinen wesentlichen Fortschritt bezüglich Klima- und Umweltrisiken vorweisen können.
Aus diesem Grund hat die EZB mit Veröffentlichung des thematischen Prüfberichts folgende Meilensteine verpflichtend eingeführt:
- Ende März 2023: Die Kreditinstitute müssen ihre Klima- sowie Umweltrisiken kategorisiert und bewertet haben, welche Auswirkungen diese auf die Bankaktivitäten haben
- Ende 2023: Klima- und Umweltrisiken müssen in Governance, Strategie und Risikomanagement inkludiert sein
- Ende 2024: Vollumfängliche Übereinstimmung mit dem in 2020 veröffentlichten ECB Guide on climate-related and environmental risk
Mit der Veröffentlichung des thematischen Prüfberichts zu Klima- und Umweltrisiken bei Kreditinstituten hat die EZB ihren Kurs verschärft. Es existiert nun eine klare zeitliche Vorgabe, bis wann die Kreditinstitute diese Risiken bewertet und implementiert haben müssen. Der Zeitplan ist straff gesetzt und erfordert ein unverzügliches Handeln.
Die CURENTIS AG unterstützt sie bei der Einhaltung der aufsichtsrechtlichen Anforderungen als auch der gesetzten Fristen.
Quelle: Walking the talk – Banks gearing up to manage risks from climate change (europa.eu)
Zum Autor: Artur Kehrein ist seit 2022 Senior Consultant der CURENTIS AG. Im Laufe seiner langjährigen Tätigkeit in Finanzinstituten sowie im Consulting hat er umfassende Projekterfahrungen aufbauen können. Darüber hinaus hat er sich auf das Regulatory Reporting und Sustainable Finance spezialisiert.