Geldwäsche bei Wirecard – Neue Erkenntnisse über das dubiose Drittpartnergeschäft
Im Juni 2020 meldete die Wirecard AG Insolvenz an. 1,9 Milliarden Euro aus dem Drittpartnergeschäft fehlten. Angeblich lag dieses Geld auf Treuhandkonten in Singapur und den Philippinen.
War das Drittpartnergeschäft in Asien also nur erfunden?
Aus Mails von Jan Marsalek, die nun vom Bayrischen Rundfunk gesichtet wurden, geht hervor, dass es durchaus Zahlungen über die Drittpartner von Wirecard und über die Wirecard Bank AG gegeben hat.
Wieso also fehlen die Gewinne zu diesen Zahlungen?
Das mag etwas mit den dubiosen Zahlungen zu tun haben, die vom Bayrischen Rundfunk auf dem Mail Account von Jan Marsalek gefunden wurden.
Der Drittpartner PayEasy mit Sitz auf den Philippinen hat zum Beispiel im Jahr 2018 insgesamt 100 Millionen Euro in runden Summen und regelmäßigen Abständen an eine Firma in Hong Kong überwiesen, die sich als eine Briefkastenfirma herausstellte.
Auch der Drittpartner Centurion, der vor allem Kreditkartenzahlungen verarbeitete und auch auf den Philippinen saß, hat 2018 hohe Millionenbeträge an mehrere Briefkastenfirmen in der Karibik und in Indonesien überwiesen.
Das Geld aus diesen Transaktionen stammt überwiegend von Firmen aus Osteuropa.
Eine Firma, deren Sitz laut Handelsregister in einem Prager Wohnhaus ist, überwies 2018 insgesamt 19 Millionen Euro auf ein Centurion-Konto. Insgesamt waren es 50 Überweisungen, die diese Firma Namens Xprt Services S.R.O. an Centurion tätigte. Deklariert waren diese Zahlungen als Provision für die Abwicklung von Zahlungen von Kunden der Firma Xprt Services S.R.O. durch Centurion.
Neben den verdächtigen Transaktionsaktivitäten der Drittpartner sind auch deren Verträge mit Firmen, für die sie Zahlungen abwickeln sollten, nicht ganz alltäglich.
Die Firma Centurion hat nach Recherchen des BR zum Beispiel einen Vertrag mit einer Firma aus Bratislava abgeschlossen in dem sie nicht als Zahlungsabwickler, sondern als Händler deklariert ist. Die Firma Centurion hatte während ihres Bestehens nach Angaben des BR mehrere Websites, die benutzt wurden, um einen Umsatz vorzutäuschen.
Die fehlende Angabe als Zahlungsdienstleister und das Vortäuschen von Umsätzen lässt darauf schließen, dass Centurion weder eine Lizenz als Zahlungsabwickler noch einen legitimen Geschäftszweck hatte, der Umsätze generiert hätte.
Die Drittpartner von Wirecard haben also über einen längeren Zeitraum Zahlungen in Millionenhöhe von Briefkastenfirmen zu Briefkastenfirmen transferiert und scheinen zum Teil selbst keinen legitimen Geschäftszweck gehabt zu haben.
Die regelmäßigen Zahlungen und hohen, runden Summen sprechen für eine Art von Transaction Laundering oder Geldwäsche. Die Firmen, für die die Drittpartner angeblich Zahlungen abgewickelt haben sollen, haben den Drittpartnern diese Summen als Provision überwiesen.
Die Firma Xprt Services S.R.O. hat angegeben einen Umsatz von 30.000, – EURO zu machen. Die Provision an Centurion belief sich im Jahr 2018 allerdings auf 19 Millionen EURO.
Bis heute ist unklar, wo die 1,9 Milliarden EURO aus dem Drittpartnergeschäft sind. Klar ist jedoch, dass es Drittpartner und Zahlungen über Drittpartner gegeben hat. Doch auch hier lässt sich nicht ermitteln, wo das Geld gelandet ist. Die Geldwäsche über Wirecard hat anscheinend die von den Drathziehern gewünschte Intransparenz erzeugt.
Diese dubiosen Zahlungen konnten unter dem Deckmantel der BaFin Lizenz der Wirecard Bank AG durchgeführt werden, ohne dass ein Regulator etwas Verdächtiges bemerkte.
Zu den vielen offenen Fragen an die Bankenaufsicht in Deutschland, im Zuge der Wirecard Ermittlungen, gehört nun auch, warum die Geldwäscheaktivitäten nicht transparent wurden.